Dienstag, 16. August 2011

Port Noblessner


Der Hafenmeister weist mir einen Platz an der Steg Anlage zu, während ich die Festmacher belege und das Stromkabel anschließe fängt es an zu regnen und zwar kräftig. Ist erst mal nicht schlimm, ich mache mir Essen und schreibe das Logbuch für diesen Tag zu Ende und verzieh mich dann mit Schmöker in die Koje.
Samstag 30.07.2011 um 7:00 Uhr im strömendem Regen zur Toilette und Dusche, Frühstück, anschließend Telefonat mit Heike in dem ich ihr meine Pläne, hinsichtlich des Winterlager hier in der Nähe, mitteile. Am Nachmittag, es regnet immer noch, dann die Gelegenheit den zuständigen Hafenmeister zu fragen ob ein Winterlager im Club möglich ist, da der Verein durch seine Mitglieder völlig ausgebucht ist, verweist er mich an den Gästehafen Pirita Top. Also im strömendem Regen uns andere Office und hier ist die Antwort positiv, 2,24€ / m² + 20% pro Monat.
Das hört sich erst mal gut an, genaueres ist allerdings erst am nächsten Tag bei Marco Manni zu erfahren, dem zuständigen Hafenmeister für den Gäste-Bereich. Den Rest des Tages verbringe ich unter Deck mit Blog updaten und englische Vokabeln lernen für die zu erwartenden Gespräche.

Sonntag 31.07.2011 um 7:00 Uhr aus der Koje und der übliche Ablauf, Frühstück heute Kaffe mit Zwieback, da kein Brot mehr vorhanden. Wetterbericht aus dem Internet, Wasser und Diesel auffüllen und Hafengebühr bezahlen. Ich habe Glück, der Hafenmann von gestern hat Dienst und macht einen Sonder Tarif für an „poor sailer“ ich brauche nur eine Übernachtung (19€) bezahlen. Freude!! 11:30 Uhr im Segelclub abgelegt und einige Minuten später wieder in Pirita Top wieder festgemacht.

Nochmal wegen Winterlager nachgefragt, doch der Hafenchef ist nun erst am Montag gegen 20 Uhr in seinem Büro. Laufe anschließend 20 Min. zum Supermarkt, der mich mit seinem Angebot und Preisen überrascht, ich kaufe einige Leckereien. Nach der Rückkehr an Bord vertilge ich einen gegrillten Hähnchen Schenkel mit heiß Hunger. Bei schönem Wetter geht’s zum nahen Fischerhafen Toimisala. Hier ist kein Segelboot zu sehen, ich mache in einer Ecke an der Betonpier fest und genieße den Sonnenschein im Cockpit beim lesen und schreiben. Geduscht wird abends am Heck, mit Heike wechsele ich noch einige SMS, sie plant schon die Rückreise und das Abholen des Auto in Barth.

Montag 1.08.2011 um 7:30 Uhr nach einer guten Nacht aus der Koje. Nach dem Frühstück, ich habe gerade das Boot aufgeklart, kommt der Hafenmeister. Ich überfalle ihn sofort mit meinem Anliegen, aber in diesem Hafen ist kein Winterlager möglich. Er gibt mir jedoch den Tipp mal in Port Bekkeri nachzufragen, Tel. Nr. bekomme ich gleich mit genannt.
Um 9 Uhr mache ich die Leinen los um quer über die Bucht zum Port Noblessner,

Quer über die Bucht ist das Fahrwasser der Fähren zu beachten.
das hatte ich mir aus dem Internet ausgesucht, zu segeln. Der erste Eindruck ist nicht berauschend, die paar Boote die hier liegen „tanzen“ wie verrückt an ihren Festmachern. Die Steg Anlagen sind neu, wäre der Schwell nicht, sehe das prima aus.

Die Informationen vom Hafenmeister über das Winterlager überzeugen mich schon fast. Der Preis für 8 Monate 824€ inkl. Kranen, Boatlegs, Strom und Wasser, die Restliegezeit extra. Ich bitte mir Bedenkzeit aus und verkrümel mich unter Deck. Der Anruf bei Port Bekkeri ergibt, dass es noch günstiger geht, also nochmal zum Hafenmeister, verhandeln! Wir einigen uns auf 700€ inkl. Restliegezeit! ...yesss!! Das ist gebongt. Entspannt mache ich an diesem Abend einen ausgedehnten Spaziergang durch Tallinns schöne Altstadt.



Dienstag den 2.08.2011 stehe spät auf, da mich ein ärgerlicher Anruf gestern Abend um den Schlaf gebracht hat. Nun nehme ich mich dem nächsten Projekt „Flug buchen“ an. Habe so was noch nicht gemacht, geht aber einfacher als ich dachte, nach einiger Recherche und Telefonaten steht mein Rückflug am Freitag den 12.08. um 5:15 Ortszeit fest. Damit habe ich genug Zeit alles in Ruhe zu organisieren, einen Krantermin habe ich auch schon bekommen, Freitag den 5.08. soll es aus dem Wasser gehen. Aber es bleibt genug Zeit mal Joggen zu gehen. In 20 Minuten ist man beim Fährterminal. 





Außerdem muss ich unbedingt Waschen, leider hat der Hafen keine Waschmaschine, im Internet kann ich auch nichts finden, da hilft wieder der Zufall. Vorm Bürocontainer lerne ich Alar kennen, ein Este der etwas deutsch spricht, hier wohnt und als Segellehrer tätig ist, wir plaudern ein wenig, beiläufig frage ich nach einer Möglichkeit Wäsche zu waschen. Nach kurzer Überlegung läd er mich zu sich nach Hause ein, dort kann ich seine Maschine benutzen. Auf der Fahrt zu seiner Wohnung erfahre ich, dass er und Nikolai, ein Russe der mit im Wagen sitzt, segel verrückt sind. Sie haben schon an Olympischen Spielen teilgenommen und können etliche Preise vorweisen. Nach einem Bier fragt er mich ob ich Lust hätte am Abend zu segeln, jeden Mittwochabend wird im Verein eine Regatta ausgetragen. Klar habe ich Lust dazu, gebe aber zu bedenken, dass ich nicht passend gekleidet bin. Alles kein Problem, ich bekomme Pullover und Jacke und schon sitzen wir im Auto und fahren zum Olympiazentrum. Dort werde ich den anderen vorgestellt und als 6. Crewmitglied fahren wir kurz darauf auf einem echten Racer aus dem Hafen. Bis zum Start dauert es fast noch eine Stunde, da in mehreren Klassen gestartet wird und wir fast zum Schluss auf den Dreiecks Kurs gehen. Es ist spannend dem Gedränge an der Startlinie so nahe zuzusehen, oft wird das Wegerecht lautstark durchgesetzt. Staunend schaue ich auf den Verklicker, der mittschiffs steht, Wahnsinn wie hoch diese Boote an den Wind gehen können. Wir halten uns gut im vorderen Mittelfeld, nach der Wende an der luv Tonne geht in Sekunden schnelle der Spinnaker hoch und die Fock runter, die Jungs sind prima aufeinander eingespielt, es fällt kein lautes Wort auf dem Weg zur lee Tonne ist Zeit für eine Kippe. Die Hafen Einfahrt ist gleichzeitig Ziellinie. Nach und nach kommen die Boote zu ihren Stegen zurück und anschließend trifft man sich am Clubhaus beim Bier. Alar stellt mich als German-Sailer vor und ich muss meine Geschichte erzählen. In der Abenddämmerung kehre ich zu ESPERANZA zurück.
Ich bereite mir gerade ein Abendessen, als es klopft, Alar kommt mit Frau und meiner Wäsche und wollen mal mein Boot anschauen. So sitzen wir bei einer Flasche Wein zusammen und jeder berichtet von seinem Seglerleben.