Unglaublich wie schnell die Wartezeit vergangen ist. Dabei war es eine positive Erfahrung, in Finnland mit Zeitguthaben unterwegs zu sein. Es stellte sich eine Gelassenheit ein, die den Genuss an Landschaft und Umgebung noch erhöhte.
Aber im Hafen von SAILINVEST gab es wieder genug auf der to do Liste.
Freitag 8.06. : heute kommt mein Schatz, bevor der Wecker um 6 Uhr klingelt bin ich wach, plötzlich fallen mir noch zig Dinge ein, die ich erledigen will. Unter anderem zum Supermarkt fahren, nach und nach packe ich die nötigen Dinge ein. An der Kasse fällt auf, dass der Beutel mit dem Portemonnaie weg ist, natürlich sind da VISA, EC Karten und eine Menge Bargeld drin. Der Schreck löst einen Schweißausbruch aus, voller Panik renne ich zum Fahrrad, .. vielleicht dort hängen lassen ..? Nix !!
Das hat gerade noch gefehlt, wieder zurück im Laden gehe ich nochmal alle Stationen durch und
da .. beim Mineralwasser liegt der Beutel !! Puh .. unglaubliche Erleichterung, es dauert eine Weile, bis ich mich von dem Schrecken erholt habe. Alles, was ich noch vor der Fahrt zum Flughafen vorhatte, ist mir nun egal, ab in den Bus Nr. 3 und ab Laikmaa in Nr. 2.
Ich brauche nicht lange warten und wir umarmen uns, die Freude ist riesig und sofort gibt es viel zu erzählen. Entsprechend kurzweilig wird die Rückfahrt mit dem Bus.
An Bord bestaunt Heike die kleinen Veränderungen, ich wärme das vorbereitete Essen auf, während meine Liebste erzählt und auspackt. Da die Sonne ihr bestes gibt, legen wir eine Ruhepause im Cockpit ein.
Zu Fuß marschieren wir Abends in die Stadt, essen Pizza, kaufen bei RIMI ein und Heike bekommt einen ersten Eindruck von der schönen Altstadt. Mit dem Bus geht es wieder zum Hafen, die Kosten für öffentliche Verkehrsmittel sind gering, 1€ wenn man das Ticket vor der Fahrt an einem R KIOSKI kauft.
Gerade haben wir die Einkäufe verstaut,
legt die „MARCO POLO“ neben uns an. Spischek und Halina habe ich letztes Jahr in Polen in Darlowo kennengelernt. Es folgt großes Hallo und eine Einladung zum Fußball (Polen-Griechenland) schauen an Bord.
Am nächsten Morgen beobachten wir wie sich das schöne Wetter Richtung Osten verabschiedet, beim Frühstück beginnt es zu regnen. Heike war gerade beim Bettenmachen als mal wieder eine von den „Schwell im Hafen Phasen“ anfängt, die immer wieder von den großen Fähren verursacht werden. Sie merkt, dass ihr total übel wird und schnappt sich schnell den Eimer und frische Luft. Geht gerade nochmal gut, sie sieht in den nächsten Stunden aber blass aus.
Dann Bastelstunde, der Heizstab, den Heike mitgebracht hat, baue ich in den Wasserboiler ein. Das gestaltet sich schwieriger als angenommen, aber mit dem Werkzeug von der Werft ist das bis Mittags erledigt.
Nachmittags laufen wir wieder den schönen Weg an der Wasserfront entlang in die Stadt. Vorbei an den Fährterminals geht es zum City Yachthafen und ins VIRU Einkaufszentrum.
In der Altstadt entscheiden wir uns nach langem Suchen für das CLAY HILLS und essen dort Tapas. Das Lokal ist gut gefüllt, wir setzen uns an einem Tisch neben einem holländischem Lehrerehepaar, das einen Finnlandurlaub für einen Tag unterbrochen haben und mit der Fähre von Helsinki nach Tallinn gekommen sind. Es entwickelt sich eine angeregte Unterhaltung.
Aufgrund der Wettervorhersage entscheiden wir uns, morgen nach Helsinki zu starten. Das bedeutet, tanken und die Kanister wieder füllen. Heike beginnt währenddessen das Essen für heute vorzubereiten und für morgen vorzukochen.
Nachmittags folgt ein Großeinkauf, mit dem Rad schaffen wir es, alles zum Boot zu bringen.
Es wird Abend, eh wir mit der Besichtigung der Altstadt beginnen.
Alexander Nevsky Cathedral
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Das Wetter ist gut und die Altstadt mit Gebäuden aus dem 12. Jahrhundert mit das Schönste,
was wir beide je gesehen haben.Wir gehen nochmal Tapas essen und genießen die gelassene Stimmung. Mit dem Bus geht es nach 22 Uhr zum Hafen zurück.
Hier muss noch das Fahrrad an Bord verstaut werden und Heike mixt die Zutaten für den Nudelsalat.
Um Mitternacht ist dann endlich alles geschafft und wir auch.
Helsinki
Montag, 11.06.12: kurz nach 6 stehen wir auf, nach Dusche und e-mail an Tini gibt´s Frühstück
unter Deck. Heike bereitet Schnitten für unterwegs vor.
Leider hat es sich in anderthalb Stunden komplett zugezogen und es schaut nach Regen aus.
Um 9.30 Uhr legen wir in Tallinn ab.
Erstmal Flaute, ab 11 Uhr eine Brise aus NE, die uns unter Groß und Genua 4-5 Knoten bescheren.
Fast schon ideal, wenn es nicht so kalt wäre.
Nach und nach ziehen wir uns immer dicker an. Heike mummelt sich unter der Decke ein, sie ist
et was weiß um die Nase, ihr ist nicht wohl, muss aber nicht spucken.
Nun zahlt es sich aus, dass wir gestern so fleißig Essen vorbereitet haben.
Nach dem Leuchtfeuer von Helsinki querab schummeln wir mit dem Motor und machen Höhe direkt in den Wind gut.
Ab der 1. Ost-Tonne segeln wir wieder. Leider spielt der Autopilot zum 2. Mal heute verrückt.
Sehr ärgerlich, zumal es hier im Fahrwasser mit den Fähren und Cruisern sehr gefährlich ist.
Ich bin mit dem Bergen der Segel beschäftigt, als der Autopilot von „A“ nach „C“ wechselt und
wir vor den Bug eines entgegenkommenden Riesen geraten. Oh Schreck... Vollgas und zurück.
Der Rest bis Skifferholmen und das Anlegen klappen reibungslos.
Nachdem alles hafenklar ist, schmeckt das Ankunftsbier herrlich.Wir erkunden die Sanitärein-
richtungen und nach einem ausgiebigen Abendessen geht’s um 23.30 Uhr in die Koje.
Dienstag, 12.06.12, Skifferholm
Herrlich geschlafen, Wetter klasse, Frühstück im Cockpit.
Nach einer Solareinheit essen wir mittags Schnitzel mit Champignons, Reis und Salat an Bord.
Nachdem wir uns beim Hafenmeister angemeldet und bezahlt haben, fahren wir mit der Hafenfähre die 300 Meter ans Ufer und gehen in die Stadt.
Die Fährgebühr ist in den Hafenkosten enthalten |
Die gelöste Stimmung und Freude der Finnen über Sommer, Sonne und Wärme ist beim
Spaziergang durch die City überall zu spüren – es wird vielerorts Musik gemacht, die Lokale sind drinnen und draußen bis spät abends gut gefüllt.
Der Eindruck ist im Vergleich zu Tallinn ein ganz anderer. Die Stadt ist sauber und ordentlich.
Schlaglöcher, kaputte Bürgersteige, die in Tallinn überall waren, findet man hier nicht.
Wir schauen uns den Dom an und kehren auf dem Rückweg bei Mc Donald's ein.
Nun wird der Wind kühl und auf der Fähre sind wir froh über die ausliegenden Decken.
Als wir es uns unter Deck gemütlich gemacht haben, fallen uns bald die Augen zu.
Auch am nächsten Morgen verbringen wir bis zum Mittagesen die Zeit im Cockpit.
Wir zahlen eine Nacht nach, da es Sturm geben soll.
Heike hat einen Arztbesuch am Nachmittag und bekommt in der Apotheke das Medikament.
Weiter geht’s in die City nach Stockmann – ein riesiges Einkaufscenter.
erfahren wir warum wir keine online – Verbindung mit dem Stick in Tallinn bekommen.
Man braucht im angrenzenden Land eine extra Sim-Karte.
Schließlich kaufen wir noch günstig bei Lidl ein und müssen uns sputen, die Fähre um 19.30 Uhr zu bekommen.
Ich baue noch die SAT-Anlage auf und so können wir das EM-Spiel Deutschland – Niederlande an Bord verfolgen. Glück gehabt, dass der Empfang klappt .
Während der 1. Halbzeit kann ich die Waschmaschine im Hafen füllen ( solche Gelegenheiten muss man nutzen, wenn sie sich bieten ) und nach dem 2:1 Zittersieg noch aufhängen.
Donnerstag, 14.06.2012, Stora Herrö
6 Uhr aufstehen, duschen und Wäsche abnehmen, Frühstück in herrlicher Morgensonne.
Blickt man nach Süden, sieht es merkwürdig aus.
15 Minuten später ist er da ! Nebel !! Es brist kräftig auf, schätze 5 – 6. Zwischen den Nebelbänken scheint die Sonne.
Bei Nebel wollen wir nicht weiter, also holen wir uns nach dem Frühstück beim Hafenmeister Tips, wo man in der Nähe ankern bzw. übernachten kann.
Bei Nebel wollen wir nicht weiter, also holen wir uns nach dem Frühstück beim Hafenmeister Tips, wo man in der Nähe ankern bzw. übernachten kann.
Dann geht’s mit der Fähre ans Ufer. Diesmal führt unser Spaziergang an der Wasserfront entlang, Richtung Dom, vorbei an den Fährterminals der großen Stockholm-Fähren.
Am Hafen nehmen wir einen leckeren Lachs mit Kartoffeln und Gemüse zu uns.
Auf dem Rückweg schmeißen wir unsere Post in den Kasten und kaufen nochmal ein.
Die Wartezeit an der Fähre vertreiben wir uns mit einem leckeren Eis. Dabei ergibt sich eine nettes Gespräch mit einem finnischen Pärchen.
Der Nebel hat sich aufgelöst, aber der Wind ist noch recht kräftig.
Wir lassen uns Zeit, Heike liest im Cockpit, ich bereite das Boot zum Ablegen vor.
Diesel tanken, Trinkwasser bunkern usw. Was mich beunruhigt, ist, dass sich unter den Bodenbrettern in der Bilge Wasser sammelt. Kann noch vom Wechsel des Heizstabs sein.
Der Wetterbericht verspricht für den Abend nachlassende Winde um 2 und so lösen wir um 18.15 Uhr die Leinen. Es herrscht Hochbetrieb im Hafen, überhaupt um Helsinki.
Heike übernimmt anfangs das Ruder, ich ziehe die Segel gerefft hoch, das bringt aber nichts,
nach kurzer Zeit lasse ich das Groß fallen. Wind ist gegen an! Wir motoren das Schärenfahrwasser
entlang, mein Schatz hakt fleißig die „Tonnen“ in der Karte ab und um 21 Uhr legen wir auf Stora Herrö an.
Beim Sonnenuntergang essen wir Brote und gönnen uns ein, zwei Bierli, ach ist das Leben schön !!!
Linlo, Freitag, 15.06.2012
Nach gemütlichem Sonnenscheinfrühstück werfen wir um 11.30 Uhr die Leinen los.
Ich sollte noch erwähnen, dass unsere Nachbarn, ein älteres finnisches Paar, das ich gestern beim Anlegen noch für stur gehalten hatte, von sich aus einige Tipps für schöne Liegeplätze anbieten.
Man sollte nicht vorschnell urteilen...
Leider bietet sich keine Gelegenheit zum Segeln, Wind aus SW, gegenan.
Heike hilft fleißig beim Navigieren, hakt Tonnen ab, bis wir freies Wasser haben .
Nach knapp 3 Stunden erreichen wir die schöne Bucht wo wir an einer Mooring die Mittagspause verbringen.
Für die Nacht suchen wir uns doch noch einen anderen Platz und unerwartet wird der Trip
zur navigatrorischen Herausforderung, da wir nach kurzer Zeit das betonnte Fahrwasser verlassen
müssen und erst nach einiger Zeit erkennen, dass nur Landmarken der Orientierung dienen.
Nach wenigen Metern entdecken wir Felsen knapp unter der Wasseroberfläche, das Lot zeigt nur
wenige Zentimeter Tiefe an, zum Glück ist fast keine Fahrt mehr im Boot als es plötzlich „pock “
macht. In Schleichfahrt manövrieren wir uns wieder ins Fahrwasser und knapp 1 Std. später machen
Am nächsten Tag geht es gg. Mittag weiter zum Barösund.
Die Fahrt ist mal wieder mit Wind von vorn, fast nur unter Motor möglich und so brauchen
wir knapp 6 Stunden bis wir im kl. Hafen Gölen festmachen und bei zugezogenem Himmel das Abendessen einnehmen.Gut, dass hier der Stick funktioniert, so können wir ins Internet, um
Wetterbericht und Nachrichten lesen. Es beginnt zu regnen und die Mücken nerven.
Sonntag 17.06.12
Es ist Regen angesagt, jedoch scheint die Sonne! Wir lüften das Bettzeug auf dem Großbaum, müssen uns aber bald beeilen um es trocken unter Deck zu bekommen. Beim Ablegen fallen dann die ersten Tropfen. Um die Ecke bietet sich eine bequeme Gelegenheit Diesel zu fassen. Auch bei diesem Wetter bieten sich schöne Fotomotive. Heike bleibt während der gesamten Fahrt unter Deck, verwöhnt mich mit Essen und Trinken. Kurz vor unserem Tagesziel Byxholm fängt es an zu kacheln, was die Navigation nochmal erschwert. Als wir den „Hafen“482 erreichen entpuppt er sich als Liegemöglichkeit zwischen Mooring und Öse in den Felsen. Ok.., noch nie gemacht! Mooringhaken in die Boje.., kein Problem, langsam an die Felsen ran.., geht auch, rüberspringen mit Festmacher in der Hand.., klappt, fehlt nur noch die Öse..!!? Die Hanse neben uns hat gleich zwei in Beschlag, aber bei uns ist auch nach 10 Min suchen nix zu finden. Da hat mein Schatz eine prima Idee, einfach zwischen zwei Moorings festmachen. Das erweist sich kurze Zeit später als ideal, da der Wind dreht und nun mit Sturmstärke auf die Felsen steht. Wir liegen schön mit dem Bug im Wind mit ausreichend Abstand zum Ufer. Der „Hanse“-Mann steht mit Ölzeug nervös im Cockpit!! Das Bierli hab ich mir verdient, Heike serviert Essen von gestern, heute mit Nudeln.
Das Länderspiel kann ich im Live Ticker verfolgen Deutschland gewinnt 2:1 gegen Dänemark, Viertelfinale erreicht.
Montag /Dienstag, 18./19.06.12
Der Morgen ist unglaublich schön, die Sonne scheint und die Insel lädt zum Erkunden ein, aber wir können nicht an Land. Also bereiten wir uns in Ruhe auf die Weiterfahrt vor: Tagesziel Hanko.
Sofort steht uns eine steife Brise ins Gesicht. Der Wind dreht von SW auf W, es ist wie verhext, immer gegenan, müssen bis Hanko motoren. Wenigstens scheint die Sonne. Um 14:45 Uhr machen wir im Inselhafen fest. Bei der Anmeldung sind die Hafengebühren ein kleiner Schock, 33€ pro Nacht, bis jetzt die höchste Gebühr, die wir bezahlen mussten. Aber dafür hat man eine schöne Umgebung, saubere Sanitäranlagen mit Sauna und wenn man,wie wir, die Pantry fast in Brand setzt,
kommt der Hafenmeister mit dem Feuerlöscher zu Hilfe.
Feuer gelöscht, ausser Gestank und Schnee v. Feuerlöscher nix passiert |
Danach Großreinemachen |
Den markanten Wasserturm, den man bei der Ansteuerung als erstes sieht, lohnt sich zu besichtigen und die Aussicht zu genießen.
Im gut sortierten Supermarkt findet man alles zu vernünftigen Preisen.
Im gut sortierten Supermarkt findet man alles zu vernünftigen Preisen.
Hier in Hanko wird es nun Zeit, die Planung für Heike's Restprogramm festzulegen. Nach intensiver Recherche im Internet zu Flug- und Fährverbindungen entschließen wir uns nach Stunden zur Umkehr. So ist eine stressfreie Fahrt durch die Schären möglich. Wir hätten endlich den richtigen Wind zum Segeln und die Zeit reicht für entspannte Aufenthalte in Buchten und kleinen Häfen. Ausserdem ist so eine günstige Flugverbindung ab Tallinn möglich.
Mittwoch, Donnerstag, 20./21.06.12
Nachdem wir Heike's Flug gebucht und nun alle Vorbereitungen für entspanntes Schärensegeln
getroffen haben, spielen Wind und Wetter mit und wir legen wir um 12.30 Uhr ab und können nach dem Abbiegen ins Schärenfahrwaser die Genua aufziehen.Welch eine Wonne - mit achterlichem Wind und dem ausgebaumten Vorsegel machen wir über 5 Knoten.
Erst als das Fahrwasser im Zick-Zack nach NE verläuft, müssen wir aus Sicherheitsgründen die Maschine dazu nehmen. Erfreut stellen wir fest, das die Moorings in Byxholm unbelegt sind,
aber leider sind unsere Achterleinen etwas zu kurz um dort festzumachen.
Wir entdecken in der Karte noch 3 Möglichkeiten in der Nähe und entscheiden uns für die letzte Bucht, die besonders geschützt ist und lassen dort den Anker fallen.
Wir genießen endlich mal wieder warme Sonnenstrahlen und bleiben bis spät im Cockpit sitzen,
Den nächsten Tag genießen wir von früh bis spät mit sonnenbaden, essen und lesen.
Nun kündigt der Wetterbericht allerdings Änderung an: windmäßig müssen wir das Boot
etwas von der einen Uferseite weg verlegen und ortsmäßig wäre es besser, Samstagabend an einem Steg oder in einem Hafern zu liegen, ausserdem gibt es Samstag ein Deutschlandspiel und hier
haben wir keine Möglichkeit, irgendetwas mit zu kriegen. Mit dem Verlassen der Bucht haben wir noch Zeit bis übermorgen – zu früh wollen wir hier schließlich nicht weg.
Also hole ich den Anker hoch, um ihn etwas mittiger in der Bucht erneut fallen zu lassen.
Klappt auch sofort – und sogar diesmal mit Ankermarkierungsboje !
Allerdings begutachten wir sie im Wasser und sehen, dass sie mitten im Fahrwasser liegt und
wir das so nicht lassen können – nur eine Frage der Zeit, bis da einer mit der Schraube drinhängt.
Also nochmal Anker hoch.
Plötzlich geht unser Motor aus, was Heike aufgeregt meldet. Motor aus, hm... schlecht !!, Anker oben – ganz schlecht !! Also Anker schnell fallen lassen und schauen, was los ist.
Ich könnte mich ohrfeigen, nun sind wir in die eigene Bojenleine gefahren und die hat sich um die Schraube gewickelt.
Mit Neoprenanzug also runter..Ich brauche eine ganze Weile, bis ich die Leine wieder abgefummelt habe – nun reicht's aber mit den Ankermanövern.
Die einbrechende Abendstimmung lassen wir dann in Decken gehüllt im Cockpit auf uns wirken und schauen uns später unter Deck die bisher gemachten Fotos auf dem Computer an.
Freitag / Samstag, 22./ 23.6.12
Freitag kosten wir die Sonne in unserer schönen Bucht bis nachmittags aus.
Die Finnen haben Wochenende – mit der Ruhe in der Bucht ist es eh vorbei, ein Boot nach dem anderen fährt hier durch, teilweise auf der Suche nach einem Liegeplatz.
Wir motoren um die Ecke und machen am Steg im kl. Naturhafen Rödjan,Nr. 483, fest.
Erster Blick: kein Strom, Mist – wir wollen doch das Fußballspiel sehen.
Im Gespräch mit den Fischern erfahren wir, dass es irgendwo im Wald einen Generator gibt..
Man lebt hier nach dem Motto „ kein Strom – kein Stress “.
Ok., da ist was dran !
Nun versuche ich ausgiebig, aber doch vergeblich in meinem tollen Weltempfänger
einen deutschen Radiosender zu kriegen – der einzige den ich finde, bringt Kirchenmusik !
Zum Trost gibt es Bratkartoffeln mit Bier und anschließend frühe Bettschwere.
Samstag Vormittag fallen die ersten Tropfen, dann regnet es stundenlang.
Auf den Wetterbericht müssen wir mangels Empfang verzichten, wir haben noch den von gestern
mit den Aussichten bis morgen, Sonntag, wonach wir diesen als Überfahrtstag nach Tallinn
ausgewählt hatten. Es soll demnach SW -Wind geben.
Heute verbringen wir den Tag mit faulenzen unter Deck, schmökern viel und holen uns
geräucherten Fisch für das Abendessen.
Der wird dann auch zur absoluten Delikatesse.
Sonntag, 24.06.12, Rödjan, Finnland
Nach der Morgenroutine fallen immer noch vereinzelt Tropfen.
Rainer und Tini haben SMS geschrieben, nun erfahren wir endlich, dass Deutschland im Viertelfinale gg. Griechenland 4:2 gewonnen hat!
In diesem kl. Hafen ohne richtige Toilette, ( es gibt eine Waldtoilette und eine Sauna ohne Dusche ) Strom, Frischwasser und Web-Empfangt, spüren wir zum 1. Mal, wie sehr wir uns an diese Dinge gewöhnt haben und, dass der Verzicht darauf schwer fällt.
Blöd ist auch, dass der Wetterbericht ausfällt – wir wollen doch heute den langen Schlag nach Talinn machen.
Gegen 10.45 Uhr sind wir klar zum Ablegen, als es plötzlich klopft und der Skipper von dem
finnischen Seegelboot nebenan uns aus seinem SMART-phone den Windbericht zeigt.
Heike hatte gestern ein Schwätzchen von Boot zu Boot mit der Frau des Skippers gehalten und
die hat ihrem Mann wohl davon berichtet.
Wirklich sehr nett, es ergibt sich noch ein nettes Gespräch, bevor wir uns mit den aktuellen
Wetterdaten bestätigt sehen, dass es heute ideal ist, segelnd mit gutem Wind Richtung Tallinn loszumachen. Unser Plan ist, kurz vor Tallinn noch auf Naissar festzumachen und dort zu übernachten.
Wir verlassen nach 2 Std. bei Jussarö das Schärenfahrwasser. Nachdem Groß und Genua gesetzt
sind, machen wir bei Kurs 110 Grad und schräg achterlichem Wind über 5 Knoten.
Das geht prima ab! Leider baut sich im freien Wasser enorme Welle auf, was meinem Schatz gar nicht gut bekommt.
Dazu der düstere Himmel über Finnland's Küstenlinie – das macht keinen Spaß.
Einige Stunden hält Heike sich tapfer.
Doch als sie unter Deck auf die Toilette geht und wieder hochkommt, kann sie gerade noch
ein Handtuch greifen und muss sich übergeben.
Inzwischen ist im Groß ein Reff und die Genua weg, aber wir machen trotzdem noch 5 Knoten.
Nachdem wir die Dampferroute überquert haben, kommt endlich Naissar mit dem markanten
Leuchtturm am Nordende in Sicht. Der Wind lässt ein wenig nach, die Wellen aber nicht.
Bei diesem Vormwindkurs muss ich die ganze Zeit von Hand steuern, der Autopilot ist überfordert.
Manchmal brechen die Wellen neben uns und wollen das Boot querschlagen lassen.
Um eine Patenthalse zu vermeiden müsste ich einen Bullenstander setzen, aber jetzt auf dem Vordeck rumturnen ? Nee, keine Chance !
Der Nachteil bei diesen weiten Etappen, man kann ja nicht mal eben anhalten und aussteigen...
Gegen Abend biegen wir nach Steuerbord, Naissar's Leeküste, ab.
Das Wasser wird ruhiger, die Sonne verwöhnt uns und meiner Maus geht’s wieder besser,
macht aktiv mit, Tonnen suchen, und den fantastischen Anblick der Skyline von Tallinn knipsen.
Da es gerade so schön läuft und eine Dusche toll wäre, entschließen wir uns bis Tallin durchzusegeln, es ist nur ca. 1 Std. mehr.
Aber die Ostsee schockiert uns nochmal:
wie aus dem Nichts entdecke ich einen schwarzen Streifen am Himmel, von SW schiebt sich
eine grau-schwarze Wand sehr schnell auf und zu. Naissar's Südturm wird von dieser Masse verschluckt, auf Kanal 16 werden Unwetterwarnungen für diese Region durchgegeben.
Erste Böen fallen ein, aber ich lasse die Segel stehen.
Mit Mühe machen wir die letzten N-und E-Tonnen aus und mit Motor und high speed erreichen
wir gg. 23 Uhr den Hafen und können im Trockenen festmachen. Als das Boot aufgeklart ist gönnt sich Heike die wohlverdiente Dusche. Ich wechsele die Gastlandflagge und verzurre die Fallen für die Nacht.
Nun können wir ab morgen Tallinn noch genauer anschauen.