Dienstag, 16. August 2011

Port Noblessner


Der Hafenmeister weist mir einen Platz an der Steg Anlage zu, während ich die Festmacher belege und das Stromkabel anschließe fängt es an zu regnen und zwar kräftig. Ist erst mal nicht schlimm, ich mache mir Essen und schreibe das Logbuch für diesen Tag zu Ende und verzieh mich dann mit Schmöker in die Koje.
Samstag 30.07.2011 um 7:00 Uhr im strömendem Regen zur Toilette und Dusche, Frühstück, anschließend Telefonat mit Heike in dem ich ihr meine Pläne, hinsichtlich des Winterlager hier in der Nähe, mitteile. Am Nachmittag, es regnet immer noch, dann die Gelegenheit den zuständigen Hafenmeister zu fragen ob ein Winterlager im Club möglich ist, da der Verein durch seine Mitglieder völlig ausgebucht ist, verweist er mich an den Gästehafen Pirita Top. Also im strömendem Regen uns andere Office und hier ist die Antwort positiv, 2,24€ / m² + 20% pro Monat.
Das hört sich erst mal gut an, genaueres ist allerdings erst am nächsten Tag bei Marco Manni zu erfahren, dem zuständigen Hafenmeister für den Gäste-Bereich. Den Rest des Tages verbringe ich unter Deck mit Blog updaten und englische Vokabeln lernen für die zu erwartenden Gespräche.

Sonntag 31.07.2011 um 7:00 Uhr aus der Koje und der übliche Ablauf, Frühstück heute Kaffe mit Zwieback, da kein Brot mehr vorhanden. Wetterbericht aus dem Internet, Wasser und Diesel auffüllen und Hafengebühr bezahlen. Ich habe Glück, der Hafenmann von gestern hat Dienst und macht einen Sonder Tarif für an „poor sailer“ ich brauche nur eine Übernachtung (19€) bezahlen. Freude!! 11:30 Uhr im Segelclub abgelegt und einige Minuten später wieder in Pirita Top wieder festgemacht.

Nochmal wegen Winterlager nachgefragt, doch der Hafenchef ist nun erst am Montag gegen 20 Uhr in seinem Büro. Laufe anschließend 20 Min. zum Supermarkt, der mich mit seinem Angebot und Preisen überrascht, ich kaufe einige Leckereien. Nach der Rückkehr an Bord vertilge ich einen gegrillten Hähnchen Schenkel mit heiß Hunger. Bei schönem Wetter geht’s zum nahen Fischerhafen Toimisala. Hier ist kein Segelboot zu sehen, ich mache in einer Ecke an der Betonpier fest und genieße den Sonnenschein im Cockpit beim lesen und schreiben. Geduscht wird abends am Heck, mit Heike wechsele ich noch einige SMS, sie plant schon die Rückreise und das Abholen des Auto in Barth.

Montag 1.08.2011 um 7:30 Uhr nach einer guten Nacht aus der Koje. Nach dem Frühstück, ich habe gerade das Boot aufgeklart, kommt der Hafenmeister. Ich überfalle ihn sofort mit meinem Anliegen, aber in diesem Hafen ist kein Winterlager möglich. Er gibt mir jedoch den Tipp mal in Port Bekkeri nachzufragen, Tel. Nr. bekomme ich gleich mit genannt.
Um 9 Uhr mache ich die Leinen los um quer über die Bucht zum Port Noblessner,

Quer über die Bucht ist das Fahrwasser der Fähren zu beachten.
das hatte ich mir aus dem Internet ausgesucht, zu segeln. Der erste Eindruck ist nicht berauschend, die paar Boote die hier liegen „tanzen“ wie verrückt an ihren Festmachern. Die Steg Anlagen sind neu, wäre der Schwell nicht, sehe das prima aus.

Die Informationen vom Hafenmeister über das Winterlager überzeugen mich schon fast. Der Preis für 8 Monate 824€ inkl. Kranen, Boatlegs, Strom und Wasser, die Restliegezeit extra. Ich bitte mir Bedenkzeit aus und verkrümel mich unter Deck. Der Anruf bei Port Bekkeri ergibt, dass es noch günstiger geht, also nochmal zum Hafenmeister, verhandeln! Wir einigen uns auf 700€ inkl. Restliegezeit! ...yesss!! Das ist gebongt. Entspannt mache ich an diesem Abend einen ausgedehnten Spaziergang durch Tallinns schöne Altstadt.



Dienstag den 2.08.2011 stehe spät auf, da mich ein ärgerlicher Anruf gestern Abend um den Schlaf gebracht hat. Nun nehme ich mich dem nächsten Projekt „Flug buchen“ an. Habe so was noch nicht gemacht, geht aber einfacher als ich dachte, nach einiger Recherche und Telefonaten steht mein Rückflug am Freitag den 12.08. um 5:15 Ortszeit fest. Damit habe ich genug Zeit alles in Ruhe zu organisieren, einen Krantermin habe ich auch schon bekommen, Freitag den 5.08. soll es aus dem Wasser gehen. Aber es bleibt genug Zeit mal Joggen zu gehen. In 20 Minuten ist man beim Fährterminal. 





Außerdem muss ich unbedingt Waschen, leider hat der Hafen keine Waschmaschine, im Internet kann ich auch nichts finden, da hilft wieder der Zufall. Vorm Bürocontainer lerne ich Alar kennen, ein Este der etwas deutsch spricht, hier wohnt und als Segellehrer tätig ist, wir plaudern ein wenig, beiläufig frage ich nach einer Möglichkeit Wäsche zu waschen. Nach kurzer Überlegung läd er mich zu sich nach Hause ein, dort kann ich seine Maschine benutzen. Auf der Fahrt zu seiner Wohnung erfahre ich, dass er und Nikolai, ein Russe der mit im Wagen sitzt, segel verrückt sind. Sie haben schon an Olympischen Spielen teilgenommen und können etliche Preise vorweisen. Nach einem Bier fragt er mich ob ich Lust hätte am Abend zu segeln, jeden Mittwochabend wird im Verein eine Regatta ausgetragen. Klar habe ich Lust dazu, gebe aber zu bedenken, dass ich nicht passend gekleidet bin. Alles kein Problem, ich bekomme Pullover und Jacke und schon sitzen wir im Auto und fahren zum Olympiazentrum. Dort werde ich den anderen vorgestellt und als 6. Crewmitglied fahren wir kurz darauf auf einem echten Racer aus dem Hafen. Bis zum Start dauert es fast noch eine Stunde, da in mehreren Klassen gestartet wird und wir fast zum Schluss auf den Dreiecks Kurs gehen. Es ist spannend dem Gedränge an der Startlinie so nahe zuzusehen, oft wird das Wegerecht lautstark durchgesetzt. Staunend schaue ich auf den Verklicker, der mittschiffs steht, Wahnsinn wie hoch diese Boote an den Wind gehen können. Wir halten uns gut im vorderen Mittelfeld, nach der Wende an der luv Tonne geht in Sekunden schnelle der Spinnaker hoch und die Fock runter, die Jungs sind prima aufeinander eingespielt, es fällt kein lautes Wort auf dem Weg zur lee Tonne ist Zeit für eine Kippe. Die Hafen Einfahrt ist gleichzeitig Ziellinie. Nach und nach kommen die Boote zu ihren Stegen zurück und anschließend trifft man sich am Clubhaus beim Bier. Alar stellt mich als German-Sailer vor und ich muss meine Geschichte erzählen. In der Abenddämmerung kehre ich zu ESPERANZA zurück.
Ich bereite mir gerade ein Abendessen, als es klopft, Alar kommt mit Frau und meiner Wäsche und wollen mal mein Boot anschauen. So sitzen wir bei einer Flasche Wein zusammen und jeder berichtet von seinem Seglerleben.

Samstag, 30. Juli 2011

Dirhami bis Tallinn

Es ist noch früher Mittag als ich im Hafen von Dirhami einlaufe, so kann ich mir einen der freien Steg Plätze aussuchen, der Hafenmeister verlangt 13€ für 24 Stunden incl. Dusche und W-LAN. Ich kann meine Ankunft per e-Mail Tini und Heike mitteilen. Anschließend Resteessen und Nickerchen, nachmittags zum Strand baden und sonnen. So soll das doch wohl sein, also verfolge ich meinen Plan weiter, in Tallinn wäre der nächste Kran und somit die Möglichkeit des Winterlagers. Zurück an Bord springe ich nochmal ins Wasser und taste das Boot von unten ab, an Ruder und Schraube hat sich Seegras verwickelt, ist schnell beseitigt und nun lohnt die Dusche. Abends gehe ich zum kleinen Laden in der Nähe, kaufe einige Lebensmittel danach beschäftige ich mich mit Berichte schreiben und Essen kochen.


Sonnenuntergang in Dirhami
Donnerstag den 28.07.2011 5:30 Uhr ohne Wecker aus der Koje und um 8:30 Uhr bei leichter Brise mit Groß + Genua einige Sm weit auf den Finnischen Meerbusen Richtung Hanko, bis ich das Gefühl habe Lohusalu direkt anliegen zu können. Es ist warm, kurze Hose T-Shirt Wetter. Einige male befürchte ich Flaute aber der Wind steht durch und wir können einige Stunden prima segeln. Dann nimmt der Wind zu, schon bald ist das 1. Reff in Groß + Genua fällig, damit geht auch leider das Höhe laufen flöten, erst recht als das 2. Reff hinzukommt und eine ordentliche Welle entsteht. Ich muss sogar mein Tagesziel aufgeben und Schutz zwischen den Inseln Suur-Pakri / Väike-Pakri suchen. Der Anker fällt auf 6.5 m nahe einem Wrack. Nach Bratkartoffeln mit Speck wollte ich mich eigentlich in die Koje verholen, habe Heike gerade meine Ankunft mitgeteilt, damit sie sich keine Sorgen macht, doch der Wind dreht auf Nord und damit ist mein Ankerplatz zur Mausefalle geworden.
Oje, Heike habe ich das noch nicht mitgeteilt, ich hoffe, dass gelingt mir noch bevor sie es hier liest.
Schnell wieder alles seeklar machen und Anker auf. Es bleiben 2 Möglichkeiten, bis Tallinn die Nacht durchfahren oder noch versuchen Lohusalu zu erreichen. Es ist fast 23 Uhr als ich mit Hilfe von Hafenmeister und Steg Nachbar in Lohusalu festmache.
Freitag 29.07.2011 5:30 ohne Wecker aufgestanden, nach der Dusche nochmal in die Koje. Nach dem Frühstück nettes Gespräch mit den Stegnachbarn, die ihr Schiff schon mal in der Nähe von Stockholm, bzw. Turku überwintert haben. Nach der Hafengebühr von 22,40€ entschließe ich mich zur Weiterfahrt nach Tallinn (23Sm laut Karte). Meine Hoffnung ich könnte nach Erreichen der Westlichen Ansteuerung zur Tallinn Bucht, mit Kursänderung nach Ost segeln, zerschlägt sich, da der Wind auf Ost gedreht hat. Der Wind bläst mit über 4 Bft. Dementsprechend hoch die Welle und wieder wird es eine Gegenanbolzerei, anfangs mit Schauerböen. Als wir in den Windschutz von Naissaar kommen, lässt der Wind nach und die Welle nimmt merklich ab.

Letzte Kursänderung Richtung SE auf den Olympiahafen Pirita am späten Nachmittag,

Die Altstadt von Tallinn
Wind dreht auf SE !!
Zum Glück im Moment kein Fährverkehr, und wir können das Fahrwasser kreuzen. Hinter dem Olympiagebäude machen wir beim Segelclub fest.

 

Kuressaare bis Dirhami

Sonntag den 24.07.2011 Um 7 Uhr aus der Koje, beim Hafenmeister anmelden. 20€ für 24 Stunden, der Hammer aber, wie es sich bald herausstellen wird, durchaus gängiger Tarif. Ich weiß nicht wie lange das mein Reisebudget aushält.
Über eins bin ich mir im klaren, im kommendem Winter muss ich mir Geld dazuverdienen, wenn ich weiter segeln möchte. Am Schiff sind einige Reparaturen und Erneuerungen erforderlich. Die Windanzeige ist ausgefallen, bzw. zeigt nur noch Blödsinn an, (brauch man nicht unbedingt) das Teak Deck löst sich an mehreren Stellen ( schon schlimmer) und die Rollanlage klemmt oft (kann gefährlich werden) um nur einiges zu nennen. Leider hab ich noch keine konkrete Idee, was ich machen könnte.
Nach Dusche und Frühstück schreibe ich Berichte, telefoniere mit Martina und der Blog wird aktualisiert. Nach dem Wasser Bunkern und rein Schiff lege ich ins 5 Sm entfernte Kuressare ab. Eigentlich nur, weil ich mir hier die Seekarten für Finnland besorgen möchte.

Die lange ausgebaggerte Fahrrinne nach Kuressaare
Der Hafen ist günstiger, nur 19,17€ !!, der Gang in die Stadt lohnt, schöne Häuser, die Menschen sitzen draußen in den Restaurants und genießen das schöne Sommerwetter.

Ich mache es ihnen gleich, nachdem ich mir Brot und Wasser gekauft habe, schaue ich dem Sonnenuntergang vom Cockpit aus zu.


Montag den 25.07. 2011 Viele Schweden verlassen an diesem Morgen den Hafen, für die steht der Wind günstig, wenn sie in die Heimat wollen. Ich muss warten bis der Segelladen öffnet und hab Pech, was ich brauche ist nicht vorhanden.
Um 10:45 Uhr Leinen los und erst mal kräftiger Wind gegen an. Nach 2 Stunden unter Motor, kann ich mit ausgerollter Genua und 1 Reff im Groß mein Tagesziel, die Bucht von Koiguste anliegen.
Mit 2 Wenden komme ich bis zur Ansteuerung der Bucht dann lässt der Wind nach und der Motor muss helfen. In der Zufahrt ist Konzentration erforderlich, da einige Flachs zu umfahren sind. Dafür werde ich mit einer wunderschönen Bucht belohnt.


Die Steg Anlagen des ehemaligen Yachthafen sind verfallen aber die Muring Tonnen kann ich noch nutzen. Nun erst mal Umgebung genießen, später Königsberger Klopse essen.

Dienstag den 26.07.2011 Um 5 Uhr nach erholsamen Schlaf aus der Koje, es ist schade nach nur einem kurzen Abend schon wieder aus dieser Idylle zu verschwinden,

aber die Zeit drängt. Unter Motor geht es wieder aus der Bucht, dann kann ich bis Kap Kübassaare segeln. Am späten Mittag bei der Fährlinie vor Virtsu stellt sich die Frage: weiter oder in den Hafen? Ich entscheide mich für weiter. Es sind noch 30 Sm, wenn ich Ruohküla ansteuere. Der Wind lässt mich im Stich, bis ich nördlich von Muhu das Fahrwasser nach Stb verlasse. Nun brist es kräftig auf, rechts und links von mir gehen Gewitterfronten durch, ich bleibe trocken. Die Genua bringt uns auf 5 Kn, das ist auch nötig, denn es wird schon dunkel. Mit dem letzten Tageslicht mache ich im Hafen Ruhokülafest. Kein Strom mehr anschließen, nur noch Heike informieren, etwas essen und in die Koje.
Mittwoch den 27.07.2011 Um 4:30 Uhr ohne Wecker aus der Koje, im Fährterminal zur Toilette, dann klarmachen zur Weiterfahrt.

 5:30 Uhr abgelegt, natürlich macht das die Fähre im gleichen Moment auch,

 aber ich bin schneller und biege hinter der Mole nach Norden ins Voosi – Fahrwasser ab. Die Fähren laufen Kurs W zur Insel Hiiumaa. Nach der Anst.- Tonne lasse ich den Autopiloten machen und gehe unter Deck mir ein Frühstück zu bereiten. An segeln ist nicht zu denken, Flaute! Doch plötzlich, ich muss mich festhalten, radikale Kursänderung, ich stürze nach oben und hebe den Autopiloten aus, bringe uns wieder auf Kurs. Was hat er? Sind wir über ein Stromkabel gefahren? Der Blick auf die Karte sagt nein! Ich übergebe wieder dem Autopiloten und setze mein Frühstück fort, doch das Gleiche nochmal, mir bricht der Schweiß aus, was ist mit dem Teil los? Ich krame den alten Autopiloten aus dem Bug Raum und der macht seine Sache gut. Dieser Vorfall lässt mich meine gesamte Reise überdenken. Ich fahre hier durch schönste Inselwelten und kann es nicht genießen, da der Zeitplan drängt. Herrliche Gebiete kommen ja noch, ich habe den Wendepunkt meiner Reise noch nicht erreicht und nur noch 4 Wochen Zeit. So möchte ich nicht weitermachen, alles in Hetze mit technischen Defekten und Angst vor Schäden. Ich denke über Alternativen nach, eine Möglichkeit wäre hier in der Nähe ein Winterlager zu suchen und im nächsten Jahr alles gut vorbereitet fortzusetzen. Der Gedanke gefällt mir, nimmt mir im Moment auch den Druck und ich fange an die Umgebung trotz Flaute zu genießen.

Schon Mittags mache ich 20 Sm weiter in dem schönen kleinen Hafen Dirhami fest.

Über die Irbenstrasse nach Estland

Samstag den 23.07.2011 (schade, die Fotos von Ventspils waren nicht mehr zu retten) um 3 Uhr mit dem Wecker aus der Koje, um 4 Uhr abgelegt. Um 4:30 Uhr kann ich den Motor abstellen und unter Groß + Genua direkt auf Kap Ovisi zuhalten, dass wir um 6:30 Uhr, gerade als ich den Wetterbericht höre, passieren. Bis jetzt lief alles hervorragend doch in der Irbenstrasse wird der Wind launisch, dreht nördlich, ich muss kreuzen, das kostet Zeit. Schwarze Gewitterfronten ziehen im Westen und Osten an uns vorbei. Eine erwischt uns dann doch volle Pulle, heftiger Regen, Sicht vielleicht 30 m. Dann Flaute, Motor an, denn der Weg bis Kuressaare ist noch weit, ich darf nicht trödeln. Gerade die richtigen Bedingungen um die Gastlandflaggen von Lettland auf Estland zu tauschen. Um 18 Uhr kommt wieder Wind auf, sogar achterlich, nur mit Genua 4 Kn, später noch das Groß dazu und 5 Kn. Welle und Wind passen nicht so recht zusammen, jedes mal wenn das Boot krängt und wieder Druck ins Segel kommt, erzittert das ganze Rigg beängstigend, die Genua muss wieder weg. Erst im Schutz der Insel Abruka wird es ruhiger und ich bin froh die Ansteuerungs-Tonne zu sichten. Die Sonne geht unter, die Ansteuerung mit Hilfe der Richtfeuer und das Anlegen klappen gut. Ich werde jedoch stutzig als ich auf dem Hafengebäude „Romassaare“ lese. Hmm.. verfranst!! Egal, Hauptsache für die Nacht einen sicheren Hafen.

Sogleich melde ich mich per SMS bei Heike, sie ruft zurück und ist aus Sorge den Tränen nahe, das tut mir fürchterlich leid, muss ich in Zukunft unbedingt vermeiden, mich früher melden, Zwischenmeldung geben.

Sonntag, 24. Juli 2011

Ventspils

Donnerstag 21.07.2011 Um 5:40 Uhr ohne Wecker wach geworden. In der Nacht hat es reichlich geregnet aber nun sieht man die dunkle Front abziehen. Dusche, Frühstück,Wetterbericht, um 8 Uhr bin ich klar zum Ablegen.
Die Fahrt gestaltet sich als sehr wechselhaft, erst 3 Kn, damit lässt sich ganz gut leben, doch dann Flaute und eine Invasion von Insekten die auch noch schamlos ihren trieben hingeben und einem buchstäblich auf der Nase herumtanzen.


Dann wieder Wind, leider aus Nord, also kreuzen, bis 5 Sm vor dem Hafen mühe ich mich mit dem segeln ab, dann lässt der Wind wieder nach und die Viecher nehmen zu, also Motor an.


Um 20 Uhr mache ich mit freundlicher Hilfe an Heckboje und Pier fest.

Ich will gerade eine SMS schreiben, da ruft Heike auch schon an und ich kann ihr Fahrt und Ankunft mitteilen. Kaum aufgelegt geht eine heftige Windbö durch den Hafen , ich habe Sorge, dass die dünne Muringleine bricht, geht aber gut und für die Nacht bringe ich eine zweite Leine aus.
Freitag 22.07.2011  6:00 Uhr aus der Koje, Dusche, Wetterbericht, Frühstück im Cockpit. Dann in die Stadt, ich muss Geld tauschen bzw. abheben, denn eine Übernachtung kostet 12LV, das sind umgerechnet etwa 17€. Vorher noch die Waschmaschine angestellt. Die Stadt ist nur im alten Teil nahe dem Fähranleger sehenswert. (Ich hoffe ich kann die Bilder noch retten, im Moment lässt sich kein Bild von der Speicherkarte kopieren)
Es ist sehr warm, nach der Rückkehr aus der Stadt ist die Wäsche fertig, erst fülle ich Diesel nach dann Wäsche im Cockpit aufhängen und nochmal mit dem Kanister ans andere Ende der Stadt die letzten LV in Diesel umsetzen. Es bleiben sogar noch LV für Wurst, Eier und Brot. Das ist teilweise für einen Nudelsalat, den ich mir nach der Rückkehr bereite. Eine gute Idee von meinem Schatz, damit hab ich auch Reiseproviant für die nächste Etappe. In der Käjüte 35 Grad, das Barometer fällt ins bodenlose, gegen 17 Uhr fängt es an zu grollen und zu regnen, der Wind dreht um 180 Grad. Früh gehts in die Koje, den Wecker auf 3 Uhr gestellt. Um 4 Uhr mache ich mich von der Muring los, mit Kurs Kuressaare in Estland.   

Sonntag, 17. Juli 2011

Pavilosta

Samstag 16.07.2011 Um halb 9 schmeiße ich die Leinen los, im Hafenkanal setze ich das Groß mit einem Reff und nach den Molenköpfen kommt die halb ausgerollte Genua dazu. Der Wind ist nicht allzu stark, weht achterlich schätze mit 3-4 Bft, aber die Welle ist enorm und bricht. Ich stell mich gerade auf die Begebenheiten ein, traue ich meinen Augen kaum, jetzt haben die Stb Wanten lose und die Achterstagen ebenfalls. Schon ist dieses scheiß Gefühl aus Anspannung Angst und Unsicherheit da. Auf keinen Fall geht das lange gut. Nun gut überlegen was zu tun ist. Erstmal die Genua weg, die schlägt bei dem Kurs schon mal um. Dann die Achterstagen nachspannen. Aber der Mast erzittert immer noch wenn nach einem Wellenritt Druck ins Groß kommt. Die Lee Wanten muss ich nachspannen, der Autopilot übernimmt, Sicherheitsgurt ein gepickt, mit Zange auf allen vieren aufs Lee deck, Splinte raus fummeln, zwischendurch immer mal Kopfüber ins Cockpit hechten weil der Autopilot Scheiße baut, ne Halse wäre jetzt schlecht, dann mit der Hand die Wanten bis zum Ende ein drehen. So ist's besser, nichts zittert oder schlabbert mehr. Auch mental gibt mir das ein besseres Gefühl. Per Hand steuere ich zwischen Anst. Tonne und Molenköpfe von Pavilosta, unter normalen Umständen hätte das richtig Spaß gemacht die Wellen „abzureiten“.
Kurz vor der Hafeneinfahrt nimmt der Wind nochmal Richtig zu, Fender und Leinen kann ich erst im Hafen klarmachen. Auf dem Steg vom kommunalen Hafen steht Hilfe, ich kann rückwärts mit Bug im Wind festmachen. Der junge Hafenmeister ist sehr nett, spricht deutsch und erzählt sofort alles wissenswerte.

Ich erzähle von meinem Problem, denn eins ist klar ohne fachmännischen Rat fahre ich nicht weiter. Hafenmeister telefoniert und kurze Zeit darauf steht Wolfgang, ein erfahrener Segler, neben meinem Boot. Ich schildere die Sachlage, erst meint er es müsse nur alles neu getrimmt werden, doch dann entdeckt er den Bruch am Gelenk der Mastlegevorrichtung.

 Ich bin fast erleichtert einen plausiblen Grund für die losen Wanten zu haben. Wolfgang wohnt hier, kennt die Begebenheiten und meint ich soll mir keine Sorgen machen , das kriegen wir hin. Da es anfängt zu regnen geht heute eh nicht mehr viel. Info-SMS an Heike und Tini, dann wird es höchste Zeit zu essen.

Sonntag 17.07.2011 Wie versprochen steht Wolfgang am nächsten Morgen auf dem Steg und holt mich ab. Ich baue schnell mein Rad zusammen und wir suchen Leute auf die einen Kran organisieren können. Denn meine Legevorrichtung ist durch den Bruch nicht zu gebrauchen. Nach einigen Gesprächen soll der Kran am nächsten Morgen um 8:30 Uhr kommen. Nun hab ich erstmal genug zu tun, Segel, Baum, Sprayhod abbauen und an den Fischerkai verlegen.

Montag 18.07.2011Der nächste Morgen kommt, aber der Kran nicht! kaputt!!Neuer Termin Abends 19 Uhr. Für mich Zeit etwas den Ort anzuschauen.

Hauptstraße

Nebenstraße




Nachmittags fängt es an zu Regnen und ich zweifele, dass mein Mast heute noch auf der Pier zu liegen kommt. Doch getäuscht, um 19:30 Uhr Geräusche, der LKW fährt neben das Boot und eine halbe Stunde später haben wir zu dritt die Aktion beendet. Der Kranmann will ohne Bezahlung losfahren, ich kann ihm noch 10 LV in die Hand drücken.

vor lauter Aufregung Foto vom Kranen vergessen
Für heute reichts, mit dem Hafenmeister trinke ich ein Bier, der Tag neigt sich dem Ende.
Dienstag 19.07.2011 Die Schweißer sind am nächsten Tag pünktlich und machen eine gute schnelle Arbeit, möchten 5LV dafür, ich gebe jedem 10 und alle freuen wir uns.
Hatte Bedenken, ob der Mastfuß mit den korridierten Schrauben abgeht
vorher
nachher
Der nächte Knackpunkt ist das Maststellen, geht ja nun wieder mit Jüttvorrichtung. Mit vier Leuten bekommen wir das am Nachmittag stressfrei hin und ich kann bis zum Abend alles wieder anbauen.
Den Mittwoch halte ich mir noch für Restarbeiten und Berichte schreiben frei. 
Mittwoch 20.07.2011 Elmar ein Alleinsegler der Richtung Süden unterwegs ist stellt mir seine Seekarten zum Kopieren zur Verfügung, im Rathaus hat der Hafenmeister für mich eine Möglichkeit in Erfhrung gebracht.
Die Freundliche Angestellte hilft mir
(kostenlos)
 und ich habe mein Kartenmaterial bis Helsinki komplett. Dann kaufe ich noch Reiseproviant, der Rest des Tages findet am Laptop statt und mit dem braten von kleinen, natürlich panierten Bauchscheiben, die ich am Nachmittag gegauft habe, seit langem ein Essen das mir richtig schmeckt.
    

Liepaja

Mittwoch 13.07.2011 Nachdem ich die Molen köpfe passiert und durch die hohen Wellen, die in der Einfahrt stehen, durch bin, muss ich bis in die Nacht kreuzen,

Wind genau gegen an. Der Wetterbericht um 21:05 Uhr sagt stürmische Winde bis 7 Bft voraus, die dann im laufe der Nacht auch eintreten. Nachdem ich gerefft habe dreht der Wind östlich und ich kann direkten Weg nach Nord gutmachen. Die Bedingungen lassen keinen Schlaf zu, schon am Abend kam mir ein Schlepper verdammt nahe, ich war unter Deck das Navi-Programm neu starten, da es abgestürzt war, zum Glück hat er uns gesehen und geht 100m vor dem Bug durch.
Donnerstag 14.07.2011 Mit Kaffee und Cola halte ich mich wach, kurz nach dem Sonnenaufgang kann ich die Türme und Schornsteine von Liepaja sehen. Dann wieder einer dieser Schreckmomente, die Lee Wanten auf Bb schlabbern herum, dass die Lee Wanten etwas lose haben ist ja logisch aber das hier ist absolut abnormal. Damit kann ich keine Wende mehr fahren. Ich gehe maximal an den Wind und komme so zwischen Anst. Tonne und Fahrwasser nach Liepaja, berge die Segel und fahre in den Vorhafen um die Lettische Gastlandflagge, Leinen und Fender klarzumachen. Die Anmeldung auf Kanal 11 bei Liepaja Traffic bleibt unbeantwortet. Das Anlegen verläuft gut,

nach der Anmeldung im Hafenbüro Frühstück mit Rührei und ne Mütze voll Schlaf, denn es regnet inzwischen in strömen. Als es Abends aufhört, schaue ich mir die Sache mit den Wanten genauer an, steige den Mast bis zur Saling hoch, kann aber leider keine Ursache feststellen.
Heike ruft an und wir telefonieren lange. Aus Resten mache ich mir ein warmes Essen und nach dem Abwasch falle ich in einen tiefen Schlaf.
Freitag 15.07.2011 Der nächste Morgen vergeht mit Berichte schreiben ehe ich zu einem Erkundungsgang in die Stadt aufbreche.

Der erste Eindruck ist positiv, die Stadt gefällt mir besser als Klaipeda. Die Sadtmitte mit Einkaufsstraße,

 Markthalle und Textilmarkt wo ich Sandalen für 9 LVL (1 Euro = 0,7 LVL)erstehe.
Spät nachmittags bin ich wieder am Boot, bezahle schon mal meine Liegegebühr (18 LVL) für 2 Nächte und kann nebenan im Hotel meinen Blog updaten. Danach sieht es wieder nach Regen aus und der Abendspaziergang entfällt.

Freitag, 15. Juli 2011

Nach Klaipeda, meine erste Nachtfahrt

Samstag den 9.07.2011, 5:30 schellt der Wecker, die Nervosität vor meiner ersten langen Passage mit Nachtfahrt hat mich kaum schlafen lassen, 7:45 Leinen los,Henning winkt als ich aus dem Hafen motore, von den Schweden habe ich mich noch verabschieden können, die sind kurz vor mir los. 9:15 Motor aus, mit Groß und Genua kreuze ich gegen den schwachen Wind. Um 16:30 Uhr ist die RW Anst. Tonne Hel achter-aus, durch einen Winddreher kann ich meinen 2. Wegpunkt nun direkt ansteuern. Dann bin ich auch bald außerhalb der Hauptschifffahrtstrassen und die Anspannung lässt nach. Zur Belohnung gibt es einen schönen Sonnenuntergang zu beobachten und zu fotografieren.

Ich hab Glück, direkter Kurs, gute Fahrt, wenig Verkehr
Die Geschwindigkeit inzwischen über 6 Kn. Am 2. Wegpunkt in der Nacht wieder Glück mit der Windrichtung, nach der Kursänderung kann ich Klaipeda direkt ansteuern. 15 Sm vor Russlands Küste ist kein Schiff zu beobachten, ich kann auf dem Cockpitboden meine Eieruhrpausen einlegen. Der NW-liche Himmel wird nie ganz dunkel und die Sonne taucht, ähnlich spektakulär, wieder aus dem Meer auf, wie sie untergegangen ist. Der Wind trägt uns bis kurz vor die Hafeneinfahrt ehe es flau und schwül warm wird. Nach Anmeldung bei Klaipeda Traffic, finde ich einen Liegeplatz beim örtlichen Segelclub, das Wasser ist zwar eine Kloake aber es gibt Strom und Wasser, Gebühren werden nicht verlangt.

Riecht so wie es aussieht

Als die Litauer Abends von ihren Ausflügen zurückkommen wird es etwas eng aber ich kann liegenbleiben und mich endlich in die Koje verholen.
Am nächsten Morgen Gang in die Stadt, Geld wechseln um für die nächsten Aufenthalte im kurischen Haff gerüstet zu sein.

 Eine City wie man sie bei uns kennt finde ich nicht, breite Kopfstein gepflasterte Straßen mit altem Baumbestand prägen das Stadtbild.

Um 14 Uhr verlasse ich den Hafen, motore bis hinter die kleine Insel ausgangs des Hafenkanals, dann kann ich mit ausgebaumter Genua bis an den Stadtanleger von Juodkrante segeln. Das Anlegen wird von Passanten interessiert beobachtet, einem verdutzten Jungen drücke ich die Heckleine in die Hand, ich habe etwas zu kämpfen, denn es hat aufgebrist. Nachdem das Boot fest ist möchte er es von innen sehen und er kommt mit Vater an Bord. Als Gegenleistung ein Foto von mir auf dem Boot.



Der Abend besteht aus genießen der ländlichen Umgebung. um 10 Uhr am nächsten Morgen hab ich mein Fahrrad zusammengebaut und starte zum 30 Km entferntem Nida, das Wetter spielt prima mit, die Bewegung ist eine schöne Abwechselung, der Radweg führt abwechselnd mal Seeseitig hinter den Dünen, mal gegenüber, mit Blick aufs Haff entlang.  
Unterwegs immer wieder Plätze die zum Anhalten und Aussicht genießen einladen.



Als erstes fallen in Nida die schönen Holzhäuser auf .


dann führt der Radweg  direkt am Hafen entlang.
Ähnlich wie in Leba, 50m hohe Dünen mit Blick über Haff und Ostsee.

Da ich in Juodkrante keinerlei Versorgung habe, leiste ich mir im Hafen eine Dusche ehe ich mir das Sommerhaus von Thomas Mann anschaue.
40m hoch gelegen mit Blick auf's Haff
Nicht weit entfernt der Friedhof mit Grabkreuzen aus dem 18. Jahhundrt, und vielen deutsch klingenden Namen.
Es ist später Nachmittag und ein langer Rückweg liegt noch vor mir. Zurück an Bord mache ich mir ein warmes Abendessen und liege auch bald in der Koje, denn am nächsten Tag soll es nochmal nach Klaipeda in den Castellhafen gehen um Wasser; Strom, Proviant, Reinschiff, Dusche, also alles für die nächste Nachtfahrt nach Liepaja vorzubereiten. Nachmittags um 16 Uhr öffnet die Brücke und ich verlasse Klaipeda.