Samstag, 30. Juli 2011

Dirhami bis Tallinn

Es ist noch früher Mittag als ich im Hafen von Dirhami einlaufe, so kann ich mir einen der freien Steg Plätze aussuchen, der Hafenmeister verlangt 13€ für 24 Stunden incl. Dusche und W-LAN. Ich kann meine Ankunft per e-Mail Tini und Heike mitteilen. Anschließend Resteessen und Nickerchen, nachmittags zum Strand baden und sonnen. So soll das doch wohl sein, also verfolge ich meinen Plan weiter, in Tallinn wäre der nächste Kran und somit die Möglichkeit des Winterlagers. Zurück an Bord springe ich nochmal ins Wasser und taste das Boot von unten ab, an Ruder und Schraube hat sich Seegras verwickelt, ist schnell beseitigt und nun lohnt die Dusche. Abends gehe ich zum kleinen Laden in der Nähe, kaufe einige Lebensmittel danach beschäftige ich mich mit Berichte schreiben und Essen kochen.


Sonnenuntergang in Dirhami
Donnerstag den 28.07.2011 5:30 Uhr ohne Wecker aus der Koje und um 8:30 Uhr bei leichter Brise mit Groß + Genua einige Sm weit auf den Finnischen Meerbusen Richtung Hanko, bis ich das Gefühl habe Lohusalu direkt anliegen zu können. Es ist warm, kurze Hose T-Shirt Wetter. Einige male befürchte ich Flaute aber der Wind steht durch und wir können einige Stunden prima segeln. Dann nimmt der Wind zu, schon bald ist das 1. Reff in Groß + Genua fällig, damit geht auch leider das Höhe laufen flöten, erst recht als das 2. Reff hinzukommt und eine ordentliche Welle entsteht. Ich muss sogar mein Tagesziel aufgeben und Schutz zwischen den Inseln Suur-Pakri / Väike-Pakri suchen. Der Anker fällt auf 6.5 m nahe einem Wrack. Nach Bratkartoffeln mit Speck wollte ich mich eigentlich in die Koje verholen, habe Heike gerade meine Ankunft mitgeteilt, damit sie sich keine Sorgen macht, doch der Wind dreht auf Nord und damit ist mein Ankerplatz zur Mausefalle geworden.
Oje, Heike habe ich das noch nicht mitgeteilt, ich hoffe, dass gelingt mir noch bevor sie es hier liest.
Schnell wieder alles seeklar machen und Anker auf. Es bleiben 2 Möglichkeiten, bis Tallinn die Nacht durchfahren oder noch versuchen Lohusalu zu erreichen. Es ist fast 23 Uhr als ich mit Hilfe von Hafenmeister und Steg Nachbar in Lohusalu festmache.
Freitag 29.07.2011 5:30 ohne Wecker aufgestanden, nach der Dusche nochmal in die Koje. Nach dem Frühstück nettes Gespräch mit den Stegnachbarn, die ihr Schiff schon mal in der Nähe von Stockholm, bzw. Turku überwintert haben. Nach der Hafengebühr von 22,40€ entschließe ich mich zur Weiterfahrt nach Tallinn (23Sm laut Karte). Meine Hoffnung ich könnte nach Erreichen der Westlichen Ansteuerung zur Tallinn Bucht, mit Kursänderung nach Ost segeln, zerschlägt sich, da der Wind auf Ost gedreht hat. Der Wind bläst mit über 4 Bft. Dementsprechend hoch die Welle und wieder wird es eine Gegenanbolzerei, anfangs mit Schauerböen. Als wir in den Windschutz von Naissaar kommen, lässt der Wind nach und die Welle nimmt merklich ab.

Letzte Kursänderung Richtung SE auf den Olympiahafen Pirita am späten Nachmittag,

Die Altstadt von Tallinn
Wind dreht auf SE !!
Zum Glück im Moment kein Fährverkehr, und wir können das Fahrwasser kreuzen. Hinter dem Olympiagebäude machen wir beim Segelclub fest.

 

Kuressaare bis Dirhami

Sonntag den 24.07.2011 Um 7 Uhr aus der Koje, beim Hafenmeister anmelden. 20€ für 24 Stunden, der Hammer aber, wie es sich bald herausstellen wird, durchaus gängiger Tarif. Ich weiß nicht wie lange das mein Reisebudget aushält.
Über eins bin ich mir im klaren, im kommendem Winter muss ich mir Geld dazuverdienen, wenn ich weiter segeln möchte. Am Schiff sind einige Reparaturen und Erneuerungen erforderlich. Die Windanzeige ist ausgefallen, bzw. zeigt nur noch Blödsinn an, (brauch man nicht unbedingt) das Teak Deck löst sich an mehreren Stellen ( schon schlimmer) und die Rollanlage klemmt oft (kann gefährlich werden) um nur einiges zu nennen. Leider hab ich noch keine konkrete Idee, was ich machen könnte.
Nach Dusche und Frühstück schreibe ich Berichte, telefoniere mit Martina und der Blog wird aktualisiert. Nach dem Wasser Bunkern und rein Schiff lege ich ins 5 Sm entfernte Kuressare ab. Eigentlich nur, weil ich mir hier die Seekarten für Finnland besorgen möchte.

Die lange ausgebaggerte Fahrrinne nach Kuressaare
Der Hafen ist günstiger, nur 19,17€ !!, der Gang in die Stadt lohnt, schöne Häuser, die Menschen sitzen draußen in den Restaurants und genießen das schöne Sommerwetter.

Ich mache es ihnen gleich, nachdem ich mir Brot und Wasser gekauft habe, schaue ich dem Sonnenuntergang vom Cockpit aus zu.


Montag den 25.07. 2011 Viele Schweden verlassen an diesem Morgen den Hafen, für die steht der Wind günstig, wenn sie in die Heimat wollen. Ich muss warten bis der Segelladen öffnet und hab Pech, was ich brauche ist nicht vorhanden.
Um 10:45 Uhr Leinen los und erst mal kräftiger Wind gegen an. Nach 2 Stunden unter Motor, kann ich mit ausgerollter Genua und 1 Reff im Groß mein Tagesziel, die Bucht von Koiguste anliegen.
Mit 2 Wenden komme ich bis zur Ansteuerung der Bucht dann lässt der Wind nach und der Motor muss helfen. In der Zufahrt ist Konzentration erforderlich, da einige Flachs zu umfahren sind. Dafür werde ich mit einer wunderschönen Bucht belohnt.


Die Steg Anlagen des ehemaligen Yachthafen sind verfallen aber die Muring Tonnen kann ich noch nutzen. Nun erst mal Umgebung genießen, später Königsberger Klopse essen.

Dienstag den 26.07.2011 Um 5 Uhr nach erholsamen Schlaf aus der Koje, es ist schade nach nur einem kurzen Abend schon wieder aus dieser Idylle zu verschwinden,

aber die Zeit drängt. Unter Motor geht es wieder aus der Bucht, dann kann ich bis Kap Kübassaare segeln. Am späten Mittag bei der Fährlinie vor Virtsu stellt sich die Frage: weiter oder in den Hafen? Ich entscheide mich für weiter. Es sind noch 30 Sm, wenn ich Ruohküla ansteuere. Der Wind lässt mich im Stich, bis ich nördlich von Muhu das Fahrwasser nach Stb verlasse. Nun brist es kräftig auf, rechts und links von mir gehen Gewitterfronten durch, ich bleibe trocken. Die Genua bringt uns auf 5 Kn, das ist auch nötig, denn es wird schon dunkel. Mit dem letzten Tageslicht mache ich im Hafen Ruhokülafest. Kein Strom mehr anschließen, nur noch Heike informieren, etwas essen und in die Koje.
Mittwoch den 27.07.2011 Um 4:30 Uhr ohne Wecker aus der Koje, im Fährterminal zur Toilette, dann klarmachen zur Weiterfahrt.

 5:30 Uhr abgelegt, natürlich macht das die Fähre im gleichen Moment auch,

 aber ich bin schneller und biege hinter der Mole nach Norden ins Voosi – Fahrwasser ab. Die Fähren laufen Kurs W zur Insel Hiiumaa. Nach der Anst.- Tonne lasse ich den Autopiloten machen und gehe unter Deck mir ein Frühstück zu bereiten. An segeln ist nicht zu denken, Flaute! Doch plötzlich, ich muss mich festhalten, radikale Kursänderung, ich stürze nach oben und hebe den Autopiloten aus, bringe uns wieder auf Kurs. Was hat er? Sind wir über ein Stromkabel gefahren? Der Blick auf die Karte sagt nein! Ich übergebe wieder dem Autopiloten und setze mein Frühstück fort, doch das Gleiche nochmal, mir bricht der Schweiß aus, was ist mit dem Teil los? Ich krame den alten Autopiloten aus dem Bug Raum und der macht seine Sache gut. Dieser Vorfall lässt mich meine gesamte Reise überdenken. Ich fahre hier durch schönste Inselwelten und kann es nicht genießen, da der Zeitplan drängt. Herrliche Gebiete kommen ja noch, ich habe den Wendepunkt meiner Reise noch nicht erreicht und nur noch 4 Wochen Zeit. So möchte ich nicht weitermachen, alles in Hetze mit technischen Defekten und Angst vor Schäden. Ich denke über Alternativen nach, eine Möglichkeit wäre hier in der Nähe ein Winterlager zu suchen und im nächsten Jahr alles gut vorbereitet fortzusetzen. Der Gedanke gefällt mir, nimmt mir im Moment auch den Druck und ich fange an die Umgebung trotz Flaute zu genießen.

Schon Mittags mache ich 20 Sm weiter in dem schönen kleinen Hafen Dirhami fest.

Über die Irbenstrasse nach Estland

Samstag den 23.07.2011 (schade, die Fotos von Ventspils waren nicht mehr zu retten) um 3 Uhr mit dem Wecker aus der Koje, um 4 Uhr abgelegt. Um 4:30 Uhr kann ich den Motor abstellen und unter Groß + Genua direkt auf Kap Ovisi zuhalten, dass wir um 6:30 Uhr, gerade als ich den Wetterbericht höre, passieren. Bis jetzt lief alles hervorragend doch in der Irbenstrasse wird der Wind launisch, dreht nördlich, ich muss kreuzen, das kostet Zeit. Schwarze Gewitterfronten ziehen im Westen und Osten an uns vorbei. Eine erwischt uns dann doch volle Pulle, heftiger Regen, Sicht vielleicht 30 m. Dann Flaute, Motor an, denn der Weg bis Kuressaare ist noch weit, ich darf nicht trödeln. Gerade die richtigen Bedingungen um die Gastlandflaggen von Lettland auf Estland zu tauschen. Um 18 Uhr kommt wieder Wind auf, sogar achterlich, nur mit Genua 4 Kn, später noch das Groß dazu und 5 Kn. Welle und Wind passen nicht so recht zusammen, jedes mal wenn das Boot krängt und wieder Druck ins Segel kommt, erzittert das ganze Rigg beängstigend, die Genua muss wieder weg. Erst im Schutz der Insel Abruka wird es ruhiger und ich bin froh die Ansteuerungs-Tonne zu sichten. Die Sonne geht unter, die Ansteuerung mit Hilfe der Richtfeuer und das Anlegen klappen gut. Ich werde jedoch stutzig als ich auf dem Hafengebäude „Romassaare“ lese. Hmm.. verfranst!! Egal, Hauptsache für die Nacht einen sicheren Hafen.

Sogleich melde ich mich per SMS bei Heike, sie ruft zurück und ist aus Sorge den Tränen nahe, das tut mir fürchterlich leid, muss ich in Zukunft unbedingt vermeiden, mich früher melden, Zwischenmeldung geben.

Sonntag, 24. Juli 2011

Ventspils

Donnerstag 21.07.2011 Um 5:40 Uhr ohne Wecker wach geworden. In der Nacht hat es reichlich geregnet aber nun sieht man die dunkle Front abziehen. Dusche, Frühstück,Wetterbericht, um 8 Uhr bin ich klar zum Ablegen.
Die Fahrt gestaltet sich als sehr wechselhaft, erst 3 Kn, damit lässt sich ganz gut leben, doch dann Flaute und eine Invasion von Insekten die auch noch schamlos ihren trieben hingeben und einem buchstäblich auf der Nase herumtanzen.


Dann wieder Wind, leider aus Nord, also kreuzen, bis 5 Sm vor dem Hafen mühe ich mich mit dem segeln ab, dann lässt der Wind wieder nach und die Viecher nehmen zu, also Motor an.


Um 20 Uhr mache ich mit freundlicher Hilfe an Heckboje und Pier fest.

Ich will gerade eine SMS schreiben, da ruft Heike auch schon an und ich kann ihr Fahrt und Ankunft mitteilen. Kaum aufgelegt geht eine heftige Windbö durch den Hafen , ich habe Sorge, dass die dünne Muringleine bricht, geht aber gut und für die Nacht bringe ich eine zweite Leine aus.
Freitag 22.07.2011  6:00 Uhr aus der Koje, Dusche, Wetterbericht, Frühstück im Cockpit. Dann in die Stadt, ich muss Geld tauschen bzw. abheben, denn eine Übernachtung kostet 12LV, das sind umgerechnet etwa 17€. Vorher noch die Waschmaschine angestellt. Die Stadt ist nur im alten Teil nahe dem Fähranleger sehenswert. (Ich hoffe ich kann die Bilder noch retten, im Moment lässt sich kein Bild von der Speicherkarte kopieren)
Es ist sehr warm, nach der Rückkehr aus der Stadt ist die Wäsche fertig, erst fülle ich Diesel nach dann Wäsche im Cockpit aufhängen und nochmal mit dem Kanister ans andere Ende der Stadt die letzten LV in Diesel umsetzen. Es bleiben sogar noch LV für Wurst, Eier und Brot. Das ist teilweise für einen Nudelsalat, den ich mir nach der Rückkehr bereite. Eine gute Idee von meinem Schatz, damit hab ich auch Reiseproviant für die nächste Etappe. In der Käjüte 35 Grad, das Barometer fällt ins bodenlose, gegen 17 Uhr fängt es an zu grollen und zu regnen, der Wind dreht um 180 Grad. Früh gehts in die Koje, den Wecker auf 3 Uhr gestellt. Um 4 Uhr mache ich mich von der Muring los, mit Kurs Kuressaare in Estland.   

Sonntag, 17. Juli 2011

Pavilosta

Samstag 16.07.2011 Um halb 9 schmeiße ich die Leinen los, im Hafenkanal setze ich das Groß mit einem Reff und nach den Molenköpfen kommt die halb ausgerollte Genua dazu. Der Wind ist nicht allzu stark, weht achterlich schätze mit 3-4 Bft, aber die Welle ist enorm und bricht. Ich stell mich gerade auf die Begebenheiten ein, traue ich meinen Augen kaum, jetzt haben die Stb Wanten lose und die Achterstagen ebenfalls. Schon ist dieses scheiß Gefühl aus Anspannung Angst und Unsicherheit da. Auf keinen Fall geht das lange gut. Nun gut überlegen was zu tun ist. Erstmal die Genua weg, die schlägt bei dem Kurs schon mal um. Dann die Achterstagen nachspannen. Aber der Mast erzittert immer noch wenn nach einem Wellenritt Druck ins Groß kommt. Die Lee Wanten muss ich nachspannen, der Autopilot übernimmt, Sicherheitsgurt ein gepickt, mit Zange auf allen vieren aufs Lee deck, Splinte raus fummeln, zwischendurch immer mal Kopfüber ins Cockpit hechten weil der Autopilot Scheiße baut, ne Halse wäre jetzt schlecht, dann mit der Hand die Wanten bis zum Ende ein drehen. So ist's besser, nichts zittert oder schlabbert mehr. Auch mental gibt mir das ein besseres Gefühl. Per Hand steuere ich zwischen Anst. Tonne und Molenköpfe von Pavilosta, unter normalen Umständen hätte das richtig Spaß gemacht die Wellen „abzureiten“.
Kurz vor der Hafeneinfahrt nimmt der Wind nochmal Richtig zu, Fender und Leinen kann ich erst im Hafen klarmachen. Auf dem Steg vom kommunalen Hafen steht Hilfe, ich kann rückwärts mit Bug im Wind festmachen. Der junge Hafenmeister ist sehr nett, spricht deutsch und erzählt sofort alles wissenswerte.

Ich erzähle von meinem Problem, denn eins ist klar ohne fachmännischen Rat fahre ich nicht weiter. Hafenmeister telefoniert und kurze Zeit darauf steht Wolfgang, ein erfahrener Segler, neben meinem Boot. Ich schildere die Sachlage, erst meint er es müsse nur alles neu getrimmt werden, doch dann entdeckt er den Bruch am Gelenk der Mastlegevorrichtung.

 Ich bin fast erleichtert einen plausiblen Grund für die losen Wanten zu haben. Wolfgang wohnt hier, kennt die Begebenheiten und meint ich soll mir keine Sorgen machen , das kriegen wir hin. Da es anfängt zu regnen geht heute eh nicht mehr viel. Info-SMS an Heike und Tini, dann wird es höchste Zeit zu essen.

Sonntag 17.07.2011 Wie versprochen steht Wolfgang am nächsten Morgen auf dem Steg und holt mich ab. Ich baue schnell mein Rad zusammen und wir suchen Leute auf die einen Kran organisieren können. Denn meine Legevorrichtung ist durch den Bruch nicht zu gebrauchen. Nach einigen Gesprächen soll der Kran am nächsten Morgen um 8:30 Uhr kommen. Nun hab ich erstmal genug zu tun, Segel, Baum, Sprayhod abbauen und an den Fischerkai verlegen.

Montag 18.07.2011Der nächste Morgen kommt, aber der Kran nicht! kaputt!!Neuer Termin Abends 19 Uhr. Für mich Zeit etwas den Ort anzuschauen.

Hauptstraße

Nebenstraße




Nachmittags fängt es an zu Regnen und ich zweifele, dass mein Mast heute noch auf der Pier zu liegen kommt. Doch getäuscht, um 19:30 Uhr Geräusche, der LKW fährt neben das Boot und eine halbe Stunde später haben wir zu dritt die Aktion beendet. Der Kranmann will ohne Bezahlung losfahren, ich kann ihm noch 10 LV in die Hand drücken.

vor lauter Aufregung Foto vom Kranen vergessen
Für heute reichts, mit dem Hafenmeister trinke ich ein Bier, der Tag neigt sich dem Ende.
Dienstag 19.07.2011 Die Schweißer sind am nächsten Tag pünktlich und machen eine gute schnelle Arbeit, möchten 5LV dafür, ich gebe jedem 10 und alle freuen wir uns.
Hatte Bedenken, ob der Mastfuß mit den korridierten Schrauben abgeht
vorher
nachher
Der nächte Knackpunkt ist das Maststellen, geht ja nun wieder mit Jüttvorrichtung. Mit vier Leuten bekommen wir das am Nachmittag stressfrei hin und ich kann bis zum Abend alles wieder anbauen.
Den Mittwoch halte ich mir noch für Restarbeiten und Berichte schreiben frei. 
Mittwoch 20.07.2011 Elmar ein Alleinsegler der Richtung Süden unterwegs ist stellt mir seine Seekarten zum Kopieren zur Verfügung, im Rathaus hat der Hafenmeister für mich eine Möglichkeit in Erfhrung gebracht.
Die Freundliche Angestellte hilft mir
(kostenlos)
 und ich habe mein Kartenmaterial bis Helsinki komplett. Dann kaufe ich noch Reiseproviant, der Rest des Tages findet am Laptop statt und mit dem braten von kleinen, natürlich panierten Bauchscheiben, die ich am Nachmittag gegauft habe, seit langem ein Essen das mir richtig schmeckt.
    

Liepaja

Mittwoch 13.07.2011 Nachdem ich die Molen köpfe passiert und durch die hohen Wellen, die in der Einfahrt stehen, durch bin, muss ich bis in die Nacht kreuzen,

Wind genau gegen an. Der Wetterbericht um 21:05 Uhr sagt stürmische Winde bis 7 Bft voraus, die dann im laufe der Nacht auch eintreten. Nachdem ich gerefft habe dreht der Wind östlich und ich kann direkten Weg nach Nord gutmachen. Die Bedingungen lassen keinen Schlaf zu, schon am Abend kam mir ein Schlepper verdammt nahe, ich war unter Deck das Navi-Programm neu starten, da es abgestürzt war, zum Glück hat er uns gesehen und geht 100m vor dem Bug durch.
Donnerstag 14.07.2011 Mit Kaffee und Cola halte ich mich wach, kurz nach dem Sonnenaufgang kann ich die Türme und Schornsteine von Liepaja sehen. Dann wieder einer dieser Schreckmomente, die Lee Wanten auf Bb schlabbern herum, dass die Lee Wanten etwas lose haben ist ja logisch aber das hier ist absolut abnormal. Damit kann ich keine Wende mehr fahren. Ich gehe maximal an den Wind und komme so zwischen Anst. Tonne und Fahrwasser nach Liepaja, berge die Segel und fahre in den Vorhafen um die Lettische Gastlandflagge, Leinen und Fender klarzumachen. Die Anmeldung auf Kanal 11 bei Liepaja Traffic bleibt unbeantwortet. Das Anlegen verläuft gut,

nach der Anmeldung im Hafenbüro Frühstück mit Rührei und ne Mütze voll Schlaf, denn es regnet inzwischen in strömen. Als es Abends aufhört, schaue ich mir die Sache mit den Wanten genauer an, steige den Mast bis zur Saling hoch, kann aber leider keine Ursache feststellen.
Heike ruft an und wir telefonieren lange. Aus Resten mache ich mir ein warmes Essen und nach dem Abwasch falle ich in einen tiefen Schlaf.
Freitag 15.07.2011 Der nächste Morgen vergeht mit Berichte schreiben ehe ich zu einem Erkundungsgang in die Stadt aufbreche.

Der erste Eindruck ist positiv, die Stadt gefällt mir besser als Klaipeda. Die Sadtmitte mit Einkaufsstraße,

 Markthalle und Textilmarkt wo ich Sandalen für 9 LVL (1 Euro = 0,7 LVL)erstehe.
Spät nachmittags bin ich wieder am Boot, bezahle schon mal meine Liegegebühr (18 LVL) für 2 Nächte und kann nebenan im Hotel meinen Blog updaten. Danach sieht es wieder nach Regen aus und der Abendspaziergang entfällt.

Freitag, 15. Juli 2011

Nach Klaipeda, meine erste Nachtfahrt

Samstag den 9.07.2011, 5:30 schellt der Wecker, die Nervosität vor meiner ersten langen Passage mit Nachtfahrt hat mich kaum schlafen lassen, 7:45 Leinen los,Henning winkt als ich aus dem Hafen motore, von den Schweden habe ich mich noch verabschieden können, die sind kurz vor mir los. 9:15 Motor aus, mit Groß und Genua kreuze ich gegen den schwachen Wind. Um 16:30 Uhr ist die RW Anst. Tonne Hel achter-aus, durch einen Winddreher kann ich meinen 2. Wegpunkt nun direkt ansteuern. Dann bin ich auch bald außerhalb der Hauptschifffahrtstrassen und die Anspannung lässt nach. Zur Belohnung gibt es einen schönen Sonnenuntergang zu beobachten und zu fotografieren.

Ich hab Glück, direkter Kurs, gute Fahrt, wenig Verkehr
Die Geschwindigkeit inzwischen über 6 Kn. Am 2. Wegpunkt in der Nacht wieder Glück mit der Windrichtung, nach der Kursänderung kann ich Klaipeda direkt ansteuern. 15 Sm vor Russlands Küste ist kein Schiff zu beobachten, ich kann auf dem Cockpitboden meine Eieruhrpausen einlegen. Der NW-liche Himmel wird nie ganz dunkel und die Sonne taucht, ähnlich spektakulär, wieder aus dem Meer auf, wie sie untergegangen ist. Der Wind trägt uns bis kurz vor die Hafeneinfahrt ehe es flau und schwül warm wird. Nach Anmeldung bei Klaipeda Traffic, finde ich einen Liegeplatz beim örtlichen Segelclub, das Wasser ist zwar eine Kloake aber es gibt Strom und Wasser, Gebühren werden nicht verlangt.

Riecht so wie es aussieht

Als die Litauer Abends von ihren Ausflügen zurückkommen wird es etwas eng aber ich kann liegenbleiben und mich endlich in die Koje verholen.
Am nächsten Morgen Gang in die Stadt, Geld wechseln um für die nächsten Aufenthalte im kurischen Haff gerüstet zu sein.

 Eine City wie man sie bei uns kennt finde ich nicht, breite Kopfstein gepflasterte Straßen mit altem Baumbestand prägen das Stadtbild.

Um 14 Uhr verlasse ich den Hafen, motore bis hinter die kleine Insel ausgangs des Hafenkanals, dann kann ich mit ausgebaumter Genua bis an den Stadtanleger von Juodkrante segeln. Das Anlegen wird von Passanten interessiert beobachtet, einem verdutzten Jungen drücke ich die Heckleine in die Hand, ich habe etwas zu kämpfen, denn es hat aufgebrist. Nachdem das Boot fest ist möchte er es von innen sehen und er kommt mit Vater an Bord. Als Gegenleistung ein Foto von mir auf dem Boot.



Der Abend besteht aus genießen der ländlichen Umgebung. um 10 Uhr am nächsten Morgen hab ich mein Fahrrad zusammengebaut und starte zum 30 Km entferntem Nida, das Wetter spielt prima mit, die Bewegung ist eine schöne Abwechselung, der Radweg führt abwechselnd mal Seeseitig hinter den Dünen, mal gegenüber, mit Blick aufs Haff entlang.  
Unterwegs immer wieder Plätze die zum Anhalten und Aussicht genießen einladen.



Als erstes fallen in Nida die schönen Holzhäuser auf .


dann führt der Radweg  direkt am Hafen entlang.
Ähnlich wie in Leba, 50m hohe Dünen mit Blick über Haff und Ostsee.

Da ich in Juodkrante keinerlei Versorgung habe, leiste ich mir im Hafen eine Dusche ehe ich mir das Sommerhaus von Thomas Mann anschaue.
40m hoch gelegen mit Blick auf's Haff
Nicht weit entfernt der Friedhof mit Grabkreuzen aus dem 18. Jahhundrt, und vielen deutsch klingenden Namen.
Es ist später Nachmittag und ein langer Rückweg liegt noch vor mir. Zurück an Bord mache ich mir ein warmes Abendessen und liege auch bald in der Koje, denn am nächsten Tag soll es nochmal nach Klaipeda in den Castellhafen gehen um Wasser; Strom, Proviant, Reinschiff, Dusche, also alles für die nächste Nachtfahrt nach Liepaja vorzubereiten. Nachmittags um 16 Uhr öffnet die Brücke und ich verlasse Klaipeda.  

Mittwoch, 6. Juli 2011

Mit Heike die Danziger Bucht kennenlernen

Dienstag 21.06.2011 der erste Schlag soll nach Jastarnia gehen, eine Stunde braucht man, um das Danziger Hafenwasser zu verlassen. Nach der Mole setzen wir Segel und machen gute Fahrt, können direkten Kurs auf Jastarnia nehmen. Nach einer Stunde will Heike was von unter Deck holen und stößt einen dieser Schreie aus die nach Katastrophe klingen. Wasser im Schiff! Die Bodenbretter schwimmen schon.
Das geht auch mir unter die Haut und eine gewisse Panik macht sich breit. Der Motor springt noch an, Segel runter und sofort Kurs auf den nächsten Hafen, der einen Kran hat. Gdynia ist eine Stunde entfernt.

Mit Eimer und Bilgepumpe kriegen wir das unter Kontrolle 
Heike übernimmt das Ruder, ich schalte die Bilgepumpe ein, klappt nicht, also erst mal auf Fehlersuche gehen, der ist zum Glück schnell gefunden, die Sicherung hatte keinen Kontakt. Heike stellt eine gut Frage: Ist das See- oder Süßwasser? Geschmacksprobe: Süßwasser!!Nach Kontrolle aller Schläuche und Anschlüsse unter Deck, kein Fehler zu finden aber in der Backkiste am Boiler ist ein Schlauch abgerutscht und das kleine Pümpchen hat unseren Frischwassertank, der vor der Abfahrt natürlich aufgefüllt wurde, entleert. Gute 150 Liter! Ok, Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.

Nachdem wir in Gdynia festgemacht haben lässt das schöne Wetter und der Wind alles schnell trocknen.
Am nächsten Tag verlassen wir gegen Mittag Gdynia und haben eine gute und schnelle Überfahrt nach Jastarnia. Ein Typischer Touristenort, Polen hat Ferien, entsprechendes Treiben im Ort. Auf der Buchtseite ein ideales Stehrevier für Surfer,

nach einer Wanderung am Strand entlang nach Jurata gönnen wir uns in einem Imbiss ein halbes Hähnchen mit Pommes, dabei lernen wir Piotr kennen,

einen Polen der lange in Deutschland gearbeitet hat und deutsch spricht. Er erzählt uns seine halbe Lebensgeschichte, dass er in Danzig geboren wurde, zur See gefahren ist und seine Familie in Deutschland wohnt. Ihm war das Leben dort zu hektisch und so ist er wieder in seine alte Heimat zurückgekehrt. Hier verdient er sich als Hausmeister in einer Appartementanlage Geld zu seiner Rente. Er lädt uns in seine Wohnung ein bietet Wodka an und als er erfährt, dass wir mit dem Boot da sind auch seine Dusche. Wir lehnen aber beides ab. Er begleitet uns zum Hafen, weil er gerne das Boot sehen möchte. Unterwegs bekommen wir interessante Informationen über Polen und die Menschen hier. Als er sich verabschiedet, verspricht er für den nächsten Morgen frisches Brot und Brötchen zu bringen.
8 Brötchen und 2 Brote liegen am nächsten Morgen im Cockpit. Wir sind gerührt über soviel Gastfreundschaft, wollen uns vor der Abfahrt bedanken, können aber nur ein Dankesschreiben hinterlassen, da Piotr unterwegs ist.
Dienstag 28.06.2011 bei kräftigem Nordwind kreuzen wir die Bucht hoch, nach Putzg. Leider ist gerade bei dieser Windrichtung das Liegen in dem Hafen unruhig, was eine harmlose Beschreibung ist. Als ich nach dem Einfahren in die Box auf dem Vorschiff stehe, bewegt sich der Bug, ungelogen, 1m auf und ab. Gegen Abend nimmt der Wind und somit auch der Schwell ab und wir können ruhig schlafen.
Hier ein Bild von meinem 1. Besuch, da war es ruhiger

Bis Freitag verbringen wir entspannte Tage mit sonnen am Strand, Spaziergänge in die Umgebung und ich mit Joggen. Dann soll der Wind wieder nördlich wehen, da machen wir uns lieber aus dem Staub und segeln am Freitag bei achterlichen 5-6 nochmal nach Gdynia. Am Sonntag großes Hafenkino, auf der Pier ist ordentlich was los, wir sitzen im Cockpit und sehen dem Treiben zu.

Hier haben wir leider ein Erlebnis der unerfreulichen Art. Nachdem ich die SAT-Antenne aufgebaut habe und wir mal deutsche Nachrichten verfolgen wollen, fällt plötzlich alles aus, Strom weg! Am Steg stelle ich fest, dass jemand das Kabel aus dem Stecker gerissen hat, der in der Nähe auf dem Boden liegt.
Unser Steckplatz ist mit einem anderen Stecker belegt, den ziehe ich wieder raus, mal sehen …
Mein Bootsnachbar macht auf doof und zuckt mit den Schultern. In 10 Min. habe ich das wieder repariert und eingesteckt, nochmal traut er sich nicht, aber der Ärger bleibt. Am nächsten Morgen können wir mit Hilfe der Videoaufnahmen im Hafenbüro eindeutig feststellen, dass der Skipper vom Nachbarboot der Verursacher war. Uns hält hier nichts mehr, am Montag den 4.07.2011 verlassen wir bei Nordwind 4-5 Gdynia mit Ziel Danzig, eine 2m Welle lässt Heike etwas blass aussehen, als sie die Pinne übernimmt geht’s besser, sie macht ihre Sache gut und wir kommen schnell voran, legen um 12 Uhr rückwärts in einer schönen Box mit Blick aufs Krantor an.
Die Tage bis zur Abfahrt (Heike Freitag Mittag, ich Samstag früh) vergehen mit Wäschewaschen und Verproviantieren für die Weiterfahrt, denn so günstig wie hier wird es auf der gesamten Tour nicht mehr. Wir folgen einer Einladung bei Henning, einem Dänen im Ruhestand der hier den gesamten Sommer auf seiner Grand Banks „MAREAS“ verbringt. Dazu gesellen sich Mimi und Jan von der schwedischen „JOANE“ jeder bringt eine Flasche Wein mit,

dementsprechend lustig wird der Abend und ich kann von Informationen für die Weiterfahrt profitieren. Wir besteigen den Turm der Marienkirche, der größten Backsteinkirche der Welt (400 Stufen) und machen trotz bewölktem Himmel schöne Fotos.
Naja, ganz so doll sind die Bilder dann doch nicht
Die Zeit bis zu Heikes Heimreise vergeht wie im Flug, als wir mit dem Gepäck zum Bahnhof gehen ist es hochsommerlich heiss. Schon stehe ich am Bahnsteig und winke ihr nach,

nach 4 Wochen zweisamkeit mit nur einem Krach, geht das unter die Haut. Gut, dass mich Henning bei der Rückkehr im Hafen gleich zu einem Schwätzchen einläd, das lenkt ab. Anschließend hab ich reichlich mit der Vorbereitung zur Weiterfahrt zu tun.